WETTBEWERB NEUBAU HOFGARTENCAFE INNSBRUCK
Auslober: Burghauptmannschaft Österreich
Standort: Innsbruck / Tirol
Aufgabe: Gastronomie, Neubau
Projektdauer: September - Oktober 2022
NF: ca. 912 m²
PLANUNGSTEAM
Architektur: KATO architects / DI Karin Demarki / Thomas Leist
+ BSc Thomas Rothschopf
Modellbau: steck modellarchitektur
Architektonische und städtebauliche Aspekte
Das Hofgartenareal grenzt an das bestehende Bildungs- und Kulturviertel mit SOWI-Campus, dem Landestheater, dem 2018 neu eröffneten Haus der Musik und dem Congresshaus. Östlich davon befindet sich der Bereich der ehemaligen Fennerkaserne, wo bald der neue MCI-Campus entstehen wird. Seit jeher ist der Hofgarten ein Ort des beschaulichen Promenierens.
Ein historischer Abriss
Die zeitlichen Anfänge dieser weitläufigen Erholungsanlage liegen im Jahr 1410 als Nutzgarten. Den ersten Anstoß in Richtung Lust- und Tiergarten gab es in der Zeit Kaiser Maximilians I. und seitdem erfuhr die Gartenanlage zahlreiche Veränderungen. Im Barock war sie Ziergarten und zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Gebäude. Bemerkenswert ist, dass der Innsbrucker Hofgarten bereits 1710 für die Allgemeinheit geöffnet war, Jahrzehnte bevor Kaiser Joseph II. den Wienern den Prater und den Augarten öffnete. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen Veränderungen des Gartens im Stil der englischen Landschaftsgärten mit geschwungenen Wegen und lockeren natürlich anmutenden Bepflanzungen. Zu dieser Zeit gab es bereits ein Restaurant im südöstlichen Bereich nahe der Umgrenzungsmauer.
Entwurfsgedanken
Der Hofgarten ist eine Oase in der Innenstadt. Hier kann man die Seele baumeln lassen und frei atmen.
Seit jeher ist er ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit, aber nicht nur. Einerseits zeigt sich, dass das Umfeld des Cafés auch von Bewegung gekennzeichnet ist. Bewohner der angrenzenden bzw. nahen Stadtteile Saggen oder Pradl, Besucher der Stadt und Spaziergänger passieren den südöstlichen Eingang. Andererseits stellt das Café selbst einen Ort der Begegnung und des Austausches dar, wo auch ab und zu gefeiert wird.
Ein weiterer Entwurfsparameter ist die Historie des Ortes und damit das ehemals denkmalgeschützte Hofgartencafé. Dieses wurde von Clemens Holzmeister im Jahr 1924 geplant und war nach einigen Umbauphasen direkt an die Mauer gebaut. Am gleichen Standort entsteht das neu projektierte Gebäude in Dimensionen, die der heutigen Nutzung angepasst sind. Wie Holzmeisters ursprüngliche Planung nimmt der neue Entwurf Abstand von der Mauer. Ebenfalls aufgenommen wird die Gliederung in mehrere Bauteile, die im vorliegenden Entwurf verstärkt ineinander greifen. Die durch verschiedene Ellipsen entwickelte, organisch anmutende Grundrissform fügt sich natürlich in die Landschaft mit dem alten Baumbestand ein. Dem Cafébesucher wird auf der Dachterrasse überraschend ein neuer Blick in die Baumkronen des Hofgartens geboten.
Ebenfalls eine Reminiszenz an das denkmalgeschützte Gebäude von Clemens Holzmeister ist die offene, vom Gelände abgehobene Terrasse. Diese leichte und „schwebende“ Plattform dient durch den Niveauunterschied auch als Abschluss in den Garten, welcher untertags über eine Freitreppe erreichbar ist. Zu den Schließzeiten des Hofgartens ist dieser Abgang leicht zu sperren. Eine zusätzliche Abgrenzung im Gartenbereich ist nicht notwendig. Innerhalb der Öffnungszeit des Cafés dient die barrierefrei zugängliche Dachterrasse als offenes Freiluftcafé. Zudem besteht die Möglichkeit, die Gartenfläche über den Abgang von der überdachten Terrasse zu bespielen und weitere 220 m² Gastgarten zu generieren.
Funktionale Beschreibung
Der Haupteingang des neuen Hofgartencafés liegt auf der Ostseite des Gebäudes und wird vom neuen MCI Campus her betreten. Er führt über den während der Abbrucharbeiten des Vorgängerbaus entstandenen Mauerdurchbruch ebenerdig in ein Foyer mit Garderobe, von dem aus der Bar- und Restaurantbereich erschlossen wird. Letzterer ist nur durch raumhohe Verglasungen von der das Gebäude umfließenden Terrasse getrennt und holt so den Garten ins Innere des Gebäudes. Die Küche und Spüle sowie der Sozialraum befinden sich auf derselben Ebene und erhalten natürliche Belichtung auf der Nordseite des Gebäudes. Eine Terrasse vor dem Sozialraum ermöglicht es den Beschäftigten, den Außenraum während der Pause zu nutzen.
Vom Foyer aus führt ein Lift auf die Dachterrasse. Zu Fuß erreicht man diese über die auf der Terrasse fußende Freitreppe. Auf dem Dach des Cafés befindet sich eine Bar, die mit der Küche im EG durch einen Speisenaufzug verbunden ist. Die großzügige Fläche kann sich in Café und Loungebereich gliedern und auch für private Veranstaltungen genutzt werden.
Materialien
Der Baukörper manifestiert sich durch konstruktiven Stahlbetonskelettbau, die Öffnungen bleiben durch großzügige Verglasungen transparent. Die komplette Öffnung in der warmen Jahreszeit und der innen wie außen verwendete gleiche Fußbodenbelag (Schiffsboden) schaffen ein Raumkontinuum in den Park. Einen sinnlichen Layer zwischen Café und Park bilden leichte Outdoor-Vorhänge, die für Sonnenschutz sorgen, gleichzeitig den Raum definieren und eine behagliche Atmosphäre schaffen. Im Inneren sorgen warme Materialien wie Holz (Boden und Decke) und Textilien für Komfort.
Ablauf - Flexibilität
Die durch eine Reling eingefasste, vom Garten abgehobene Terrasse bildet den natürlichen Abschluss des Cafébereiches. Eine Treppe führt von der Terrasse in den Garten. Bei Sonnenuntergang, wenn der Hofgarten zu macht, wird das Tor zur Treppe geschlossen. Das Café wird dann nur noch über den östlichen Haupteingang betreten bzw. verlassen.
Szenario „Minimalbetrieb“ – Winter: Abschluss der Terrasse durch die Glaselemente.
Café / Restaurant EG + Bar
Szenario „Standardbetrieb“ – ganzjährig: Öffnung der Glaselemente zur überdachten Terrasse.
Café / Restaurant EG + Bar + überdachte Terrasse EG
Szenario „Maximalbetrieb“ – Sommer: Öffnung der Glaselemente, Café/Restaurant im Inneren im EG, außen auf der überdachten Terrasse und auf der Dachterrasse.
Café / Restaurant EG + Bar + überdachte Terrasse EG + Dachterrasse Café / Lounge
Szenario „reduzierter Betrieb“ – Bar: Textile Abtrennung verkleinert den Gastraum, Öffnung der überdachten Terrasse im EG. Die Dachterrasse ist außer Betrieb.
Café / Restaurant EG + Bar + überdachte Terrasse EG
Ökologische und ökonomische Aspekte
Das Untergeschoss charakterisiert sich durch eine möglichst kompakte Kubatur. Es ist in seiner Dimension und Position so konzipiert, dass die Wurzeln der bestehenden Bäume möglichst nicht verletzt werden. Die An- und Ablieferung der Waren wird über das neue Gebäude des MCI ins Untergeschoss vorgenommen. Auch die Energieversorgung nutzt Synergien mit dem Nachbargebäude.