WETTBEWERB NEUERRICHTUNG KINDERGARTEN UND GEMEINDEWOHNUNGEN KOPPL
Auslober: Gemeinde Koppl
Standort: Koppl / Salzburg
Nutzung: Bildungseinrichtung + Wohnbau
Projektdauer: September - November 2024
Grundstück: ca. 4.400 m²
NF: ca. 2.020 m²
PLANUNGSTEAM
Architektur: DI Karin Demarki / Thomas Leist
Modellbau: Steck Modellarchitektur, Innsbruck


Architektur
Die architektonische Gestaltung des Kindergartens ist von einem klaren und funktionalen Konzept geprägt. Der Eingang wird über einen Windfang erreicht, der in das zentrale Foyer und Treppenhaus führt. Dieser Bereich fungiert als "Gelenk" zwischen den Baukörpern des Kindergartens (Baukörper 1 und 2) und dem Baukörper der Kleinkindbetreuung und der Wohneinheiten (Baukörper 3). Diese räumliche Gliederung
erleichtert die Orientierung und ermöglicht eine einfache Trennung der Nutzungsbereiche.
Die Eingangsbereiche orientieren sich gezielt zum Dorf hin, während die Architektur zum Hügel hin geschützte, grüne Gartenbereiche und Terrassen schafft, die den Kindern als Spielplatz und den Bewohnern als Erholungszonen dienen. Die horizontale, streifenförmige Gestaltung der Baukörper passt sich der Topografie des Hanggrundstücks an und fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.
Die Wahl der Materialien unterstreicht den naturnahen und kindgerechten Charakter des Gebäudes. Die Fassade der Baukörper besteht aus Holz, die erdnahen Bereiche der Tiefgarage und der Technikräume sind in Sichtbeton ausgeführt. Die Baukörpertrennungen sind als verglaste Fugen mit Pfosten-Riegel-Konstruktionen geplant.








Ökonomische, ökologische Aspekte
Das Gebäude basiert auf einem nachhaltigen und ökologischen Baukonzept. Die Nutzung der Hanglage ermöglicht das ebenerdige Befahren der Tiefgarage, ermöglicht beste Erreichbarkeit von Fahrrad- und Müllräumen und spart Aushub sowie unnötige Veränderungen der natürlichen Geologie. Eine nur geringe 2:3-Böschungsanpassung ohne Hangsicherung schafft Gartenfläche, die den Kinderbetreuungsräumen
vorgelagert ist. Natürlich belassene Wiesen sowie eine extensive Dachbegrünung bilden
Retentionsflächen für Niederschläge.
Das Sockelgeschoss auf Straßenniveau besteht aus CO2-neutralem Beton, was die ökologische Verantwortung des Projekts unterstreicht. Die darüber liegenden Geschosse, also das Erdgeschoss und die Obergeschosse, sind in Holzmassiv- bzw. Holzrahmenbauweise ausgeführt, was weiterhin positiv zur CO2-Bilanz beiträgt.
Haustechnik – so wenig wie möglich, soviel wie nötig: Den Grundstein bildet ein ökologischer Entwurf bei dem der geringe Energiebedarf durch die Kompaktheit der Gebäude, den konstruktiven Sonnenschutz, thermisch entkoppelte Balkone und die hochgedämmte Außenhülle erreicht wird. Die Haustechnik kombiniert Wärmepumpe, PV-Kollektorflächen, kontrollierte Be- und Entlüftung und eine passive Kühlung mit Nachtlüftung zu einem effizienten Gesamtsystem.


Städtebau
Der neue Kindergarten und die Kleinkindbetreuung liegen im Zentrum von Dorf Koppl nahe der Kirche, des Kirchenwirts und des Gemeindeamtes und tragen zur Erweiterung des bestehenden Schulcampus bei. Das Projekt befindet sich an einem Hanggrundstück südlich der Schule, welches sparsam genutzt wird, um funktionale Lösungen und eine spannende Wahrnehmungswelt für Kinder zu schaffen. Die zentrale Lage im Dorfzentrum unterstützt die Integration des Kindergartens in das soziale und kulturelle Leben
der Gemeinde.
Die Erschließung erfolgt über einen "Kiss&Ride"-Bereich, der ein sicheres und unkompliziertes Bringen und Abholen der Kinder ermöglicht, während ein ebenerdig zugänglicher Fahrradraum bzw. -stellfläche eine umweltfreundliche Alternative für Eltern und Personal bietet. Der zentrale, überdachte Vorplatz, der den Haupteingang zum Kindergarten markiert, dient als wettergeschützter Treffpunkt und schafft eine
einladende Atmosphäre. Fußläufig ist die Kleinkindbetreuung und der zentrale Eingangsbereich des Kindergartens über eine Rampe und einen Gehweg vom Südost-Ende des Grundstücks her erreichbar. Die Wohnungen verfügen über einen eigenen Aufzug und ein Stiegenhaus im Osten, die zur Laubengangerschließung führen.





Funktionen
Die funktionale Gliederung des Gebäudes in verschiedene Zonen gewährleistet eine klare Trennung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen.
Zone 1 - Öffentlich:
Der verglaste Eingangsbereich mit Foyer und Erschließung bildet das Herzstück des Gebäudes. Hier befindet sich auch ein Multifunktionsraum, der flexibel genutzt werden kann, beispielsweise für Veranstaltungen oder Feste. Der Multifunktionsraum ist so gestaltet, dass er bei Bedarf mit dem Speisebereich kombiniert werden kann, was eine große Flexibilität in der Nutzung ermöglicht. Über die vorgelagerte, überdachte Terrasse im Westen besteht eine direkte Verbindung nach außen, was den Bezug zur Natur und zum Außenbereich stärkt. Durch die multifunktionelle Nutzung ist die Integration des
Kindergartens in das soziale und kulturelle Leben der Gemeinde garantiert.
Zone 2 – Nutzungen: Kindergarten, Kleinkindbetreuung, Wohnungen:
- Baukörper 1: In diesem Teil des Gebäudes sind im Untergeschoss die administrativen Räume, der Personalbereich sowie Nebenräume situiert. Im Erdgeschoss sind die Gruppenräume 1 + 2 des Kindergartens untergebracht, die über Allgemeinflächen wie den Speisebereich und den Multifunktionsraum erschlossen werden. Ein zentraler Luftraum verbindet die beiden Geschosse und sorgt für eine großzügige, lichtdurchflutete Atmosphäre, die den pädagogischen Ansprüchen gerecht wird.
- Baukörper 2: Dieser Bauteil teilt sich die Erschließung effizient mit Baukörper 1 und beherbergt die Gruppenräume 3 +4 des Kindergartens im Erdgeschoss sowie 5 + 6 im Obergeschoss, wo der Dachgarten des Baukörper 1als Außenfläche dient.
- Baukörper 3: Im UG befindet sich die Tiefgarage, das EG beherbergt die Kleinkindbetreuung samt getrenntem Eingang und in den Obergeschossen befinden sich die Wohnungen, die über einen separaten Zugang im Osten erschlossen werden. Somit ergibt sich eine klare Trennung zwischen Wohneinheiten und Kinderbetreuungsräumen.
Zone 3 - Gartenzone:
Die großzügigen Außenflächen sind direkt mit dem Kindergarten durch überdachte Terrassen verbunden. Sie bieten den Kindern ausreichend Raum für Spiel und Bewegung im Freien. Die überdachten Terrassen bilden eine Pufferzone zwischen Innen- und Außenraum. Diese Verbindung zur Natur wird auch in der Gestaltung des Gartens betont, wo Spielgeräte mit natürlichem Gelände verschmelzen.
Durch die Verknüpfung der Funktionen wird der Kindergarten zu einem Knotenpunkt im Dorfgefüge, der sowohl für die Kinder als auch für die Dorfgemeinschaft eine große Bedeutung hat.



