WETTBEWERB VOLKSSCHULE ADNET
Auslober: Gemeinde Adnet
Standort: Adnet / Salzburg
Nutzung: Schulbau
Projektdauer: Juni - September 2021
NF: ca. 2.700 m²
PLANUNGSTEAM
Architektur: KATO architects / DI Karin Demarki / Thomas Leist
Modellbau: Johannes Vogelsberger
ENTWURFSGEDANKEN
Kinder verbringen zunehmend mehr Zeit in Bildungseinrichtungen. Gestalterisch ansprechende und bewegungsfördernde Lernumgebungen sind als Lebensräume zu entwickeln. Begegnung und Bewegung abseits vom Sportunterricht im Turnsaal sind im schulischen Alltag integriert.
Raum als „Dritter Pädagoge“
Qualitätsvolle Lernräume und das Wohlfühlen in schulischen Innen- und Außenräumen sind Grundlage für gutes Lernen. Wachstum und Entwicklung ist an funktional und räumlich vielseitigen Orten lebbar. Unterschiedliche Erlebniszonen können mit Abtrennungen wie Möbeln oder Vorhängen geschaffen werden. Ruhige Nischen zum Lesen stehen ebenso zur Verfügung wie offene Bereiche zum Sprechen, Singen oder Musizieren.
Ausgehend vom bestehenden Schulgebäude und den Bebauungsgrenzen sieht der Entwurf einen westseitigen Zubau sowie ein zweites Obergeschoss vor, um das erweiterte Raumprogramm aufzunehmen. Die Aufstockung der Volksschule bildet einen Baukörper, der eine Gleichwertigkeit zum Volumen der Mittelschule schafft.
Durch die Verlegung der Sportplatzstraße entsteht im Süden des Schulgebäudes ein großzügiger multifunktional bespielbarer Schulhof als Entree zur Volksschule. Die Kinder folgen dem gewohnten Weg von der Bushaltestelle oder der Kiss and Go-Zone zum Eingang, der über eine breite Freitreppe direkt ins Garderobengeschoss (UG) führt, und tauchen in die Welt der Volksschule ein. Alternativ dazu führt ein barrierefreier Zugang Besucher an zentraler Stelle der Südfassade ins Stiegenhaus und verteilt sie von dort aus in die diversen Geschosse oder die Aula.
Die bestehende Gebäudeformation mit abgesenkter Turnhalle und erhöhtem Parterre bietet das wertvolle Potential durch die neue Fassadengestaltung eine offene Erdgeschosszone mit Durchblickmöglichkeiten in alle Richtungen entstehen zu lassen. Darüberliegend werden die Bereiche der Volksschule im oberen teils auskragenden Volumen organisiert. Er charakterisiert sich durch hohe Flexibilität, guten Überblick und kurze Wege.
ORGANISATION
Wie schon im Bestandsgebäude befinden sich im Untergeschoss die Turnhalle mit ihren Nebenräumen, die Haustechnik sowie der Verbindungsgang zur Mittelschule. Auch die Zentralgarderobe bleibt im UG, jedoch neu mit direktem Eingang von außen, vorgelagertem Windfang und Hausmeisterkoje. Die Situierung der Werkräume, in denen es zu lärmentwickelnden Tätigkeiten kommen kann, findet hier in wohltuender Distanz zu den Klassen ihren Platz. Der Niveauunterschied erlaubt eine natürliche Belichtung und Belüftung der Räume durch Oberlichten.
Im Erdgeschoss ermöglicht die multifunktionale, durch große öffenbare Schiebeverglasungen lichtdurchflutete Aula eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten. Dort finden Elternabende, Schulveranstaltungen, Gottesdienste, etc. statt. Auch der gemeinsame Mittagstisch der Kinder mit Nachmittagsbetreuung erfolgt im Speisesaal in der Aula, wo auch eine Aufwärmküche untergebracht ist. Eine teilüberdachte Terrasse ist der Aula vorgelagert und bietet auch einen Zugang ins Gebäude von Parkplatzseite.
Im östlichen Teil des Erdgeschosses sind die Räume der Nachmittagsbetreuung sowie der Musikraum untergebracht. Auch hier ist der Raum über große Schiebe-Fenster zum südlich gelegenen Schulhof hin erweiterbar. Das auskragende Obergeschoss schafft Sonnen- und Witterungsschutz.
In den beiden Obergeschossen liegen die Klassenräume der vier Dörfer der Volksschule mit jeweils drei Klassen und den zugehörigen Gruppenräumen und Lernlandschaften als funktionalem Herz. Die an der Fassade positionierten Klassenräume garantieren optimale Belichtungssituationen und schaffen eine klare Grundrissstruktur. Die vier Dörfer werden als nutzungsflexibles und veränderbares Raumkontinuum angeordnet und organisiert. Alle Klassenzimmer haben gleichwertigen Zugriff auf den Marktplatz, der sich durch gut zonier- und wahlweise möblierbar zeigt. Trennmöbel mit darüberliegenden Verglasungen ermöglichen den Pädagoginnen die Lernlandschaften von den angrenzenden Räumen aus zu überblicken. Jedes Dorf besitzt einen eigenen Sanitärbereich sowie Räume für Lernmaterialien.
Die Konzeption der Funktionen der ersten und zweiten Schulstufe und auch der Verwaltungs- und Funktionsräume der Pädagoginnen sind im obersten Geschoss in räumlicher Nähe untergebracht. Dies erleichtert zum einen den unteren Schulstufen die Orientierung innerhalb des Gebäudes und ermöglicht andererseits den Pädagoginnen die Betreuung der Kleinsten. Die dritte und vierte Schulstufe befinden sich im ersten Obergeschoss und sind durch die Verwaltungsräume der Nachmittagsbetreuung getrennt. Eine fast das ganze Gebäude umlaufende Balkonzone bietet hier als wertvolle Raumerweiterung in der warmen Jahreszeit großen Mehrwert sowie konstruktiven Sonnen- und Witterungsschutz. Zusätzlich bietet der Umgang immanente Vorteile bei der Reinigung und Instandhaltung des Gebäudes.
STÄDTEBAU
Die bestehende Volksschule liegt am nördlichen Rand des Ortskerns von Adnet und bildet den nördlichen Abschluss des Schulcampus mit Mittelschule und Sportplatz. Sie ist über die L244 Adneter Straße von den fünf Ortsteilen Adnet, Riedl, Spumberg, Waidach und Wimberg her erreichbar. Die vorgeschlagene und als sehr sinnvoll erachtete Verlegung der Sportplatzstraße ist im Entwurf integriert und der Pausenhof wird dadurch vom Autoverkehr befreit (mit Ausnahme von Einsatzfahrzeugen) und Volks- und Mittelschule näher zusammengebracht. 23 Parkplätze befinden sich auf der West- und Nordseite der Volksschule entlang der neu positionierten Sportplatzstraße.
Die Bushaltestelle sowie die Kiss and Go-Zone im Osten bleiben erhalten und gewähren den Kindern den gewohnten Zugang zum Eingang, der jedoch neu über eine breite Freitreppe direkt ins Garderobengeschoss (UG) führt. Die Treppe beginnt am westlichen Ende des neuen Zubaus und rückt somit den Zugang näher an den Eingangsbereich der Mittelschule was räumliche Spannung schafft und den Angelpunkt des Campus betont.
Das neu entstehende Freiareal schafft eine Verbindung zur Mittelschule und wird in Pausenzeiten sowie auch zu Unterrichtszeiten (Bewegungsmöglichkeit, Gartenpädagogik) genutzt. Das neu konzipierte Schulgebäude öffnet sich im Erdgeschoss zum Hof hin. Kinder der Nachmittagsbetreuung nutzen die erweiterten Klassenräume, die sich als Raumkontinuum über den überdachten Balkon über Sitzstufen bis in den Freiraum erstrecken. Auch dem Musikraum bietet sich auf diese Weise die Möglichkeit zu Freiluftkonzerten in der warmen Jahreszeit.
MATERIAL-, KONSTRUKTIONS- UND FARBKONZEPT
Zielsetzung ist eine ressourcenschonende und zugleich maßgeschneiderte Lösung für die Bestandsschule mit achsialer Tragstruktur. Es wird ein Geschoss sowie ein westseitiger Anbau entworfen, die das Raum- und Funktionsprogramm aufnehmen.
Erscheinungsbild: Die neue Volksschule ist primär geprägt von offenen, lichtdurchfluteten und gut riechenden Räumen. Die Konzeption wird unterstützt durch den Einsatz von natürlichen Materialien wie Holz, Linoleum und Textilien wie Filz oder Molton. In den Dörfern ist jeweils eine Wand im zentralen Bereich als grüne Wand bepflanzt ausgeführt, was sich positiv auf das Raumklima auswirkt. Die Luftfeuchtigkeit wird reguliert, der Sauerstoffgehalt erhöht und Schall absorbiert.
Der Bestand bleibt in seiner Materialität deutlich als „Sockel“ für den Neubau erkennbar. Der Zubau hebt sich durch leichte Auskragung und Materialität ab. Der Bestand wird mit neuer Fensterteilung in grobem Strukturputz als Basis des Neubaus deutlich. Die Zubauten werden mit angegrauter Holzfassade in regionaler Prägung nach dem Vorbild der ortstypischen Wirtschaftsgebäude ausgeführt. Die Bauweisen des Zubaus unterscheiden sich je nach Lage: im Westen (UG und EG) in Massivbauweise und das aufgesetzte zweite Obergeschoss in Holzleichtbauweise.
Fassadenbegrünung mittels Rankhilfen wirkt nicht nur gegen sommerliche Überhitzung (Reduktion der Oberflächentemperatur zwischen 8 und 19°C), sondern reduzieren auch den Heiz- und Kühlenergiebedarf. Durch Sauerstoffproduktion, erhöhte Luftfeuchtigkeit und die Bindung von Feinstaub wird das Mikroklima verbessert.
BRANDSCHUTZ
Die Entfluchtung der unterschiedlichen Bereiche erfolgt über das Haupttreppenhaus sowie über außenliegende Fluchttreppen und den umlaufenden Balkon im OG1. Brandabschnittsgrößen, Fluchtweglängen werden eingehalten. Eine zweite Fluchttreppe über den Außenraum führt vom zweiten OG auf den Balkon des ersten OGs und von dort ins Erdgeschoss, dem sicheren Bereich im nördlichen Gelände.
ENERGIEKONZEPT
Wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb ist die kompakte Form des Baukörpers. Eine hochwertige Dämmung aller Bauteile sowie die optimale Ausrichtung der Klassenräume entgegen der jahres- und tageszeitlichen Überhitzung garantieren niedrige Betriebskosten. Der Einsatz von ökologischen und robusten Materialien schafft langfristige Werthaltigkeit, Langlebigkeit und einen positiven Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit.
Die Bauform mit nachhaltigen sehr gut gedämmten Bauelementen und der sehr guten Tageslichtausnutzung ermöglicht einen niedrigen Primärenergiehaushalt für Strom, Wärme und auch geringe CO2-Emissionen in Erstellung und Betrieb.
Das Flachdach mit ca. 1000 m2 bietet die Möglichkeit, den Warmwasser- sowie Strombedarf über Solar- und PV-Anlagen zu decken.
Die Klassenräume sind wo immer möglich gegen Norden ausgerichtet um der zunehmenden Überhitzung entgegenzuwirken. Wo ausschließlich östliche oder südliche Belichtung möglich ist, wird durch die Auskragung des darüberliegenden Geschosses Beschattung geschaffen. Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen sowie extensive Dachbegrünung wirken sich günstig auf Wärmedurchgangskoeffizienten aus.